Ich war in der letzten Woche einige Male auf dem LinuxTag in Berlin. Am „Embedded Systems“ Stand fand zwei Mal am Tag eine Verlosung verschiedener Mikrocontroller-Boards statt. Am Freitag gewann ich bei der 13:00 Verlosung ein Renesas RPBRX 62N. Viel Freude sollte mir dieses allerdings nicht bereiten.
Mein Kumpel gewann bereits am Mittwoch ein anderes Board namens Giant Gecko EMF32. Das bietet einige Sensoren, und lässt sich u.a. unter Linux programmieren. Daraufhin hatte ich mich entschlossen, auch an der Verlosung teilzunehmen. Die Auflagen der Verlosung waren sehr überschaubar:
- Keine Weitergabe/Nutzung der angegebenen Daten (Name, Mailadresse) für Werbezwecke
- Die Verpflichtung, innerhalb von 6 Monaten einen Artikel über den Gewinn zu schreiben.
Mit diesen Auflagen war ich einverstanden, und warf voller Vorfreude das Los in die Box.
Die Verlosung
Kurz nach 13:00 wurden alle Lose nach der jeweiligen Hardware sortiert, und ein Herr zog hinter seinem Rücken jeweils einen Gewinner. Ich hatte Kategorie 3 gewählt, und gewann das Renesas RPBRX62N.
Das war ein relativ kompaktes Board, und der erste Blick auf die Rückseite der Verpackung sollte nichts gutes verheißen: Nachdem man das Board an den PC angeschlossen hatte, sollte man die auf der CD beigelegte Setup.exe ausführen.
Die Enttäuschung
Ok, das war erstmal etwas komisch, aber ich vermutete, dies sei nur die einfache Anleitung, also auf >75% aller PC Nutzer zugeschnitten. Ich verschob weitere Nachforschungen auf den späten Nachmittag, denn dann würde ich wieder zu Hause sein, und direkt an meinem Laptop mich über das Board schlau machen können. Doch zunächst wollte ich den LinuxTag weiter genießen.
Ich möchte zugeben, dass dies das erste Mal sein sollte, dass ich mit einem solchen Board spielen würde. Entsprechend habe ich mich sehr auf neue Basteleien, und den ggf. dazugehörigen Blogartikel gefreut.
Als ich zu Hause ankam, befolgte ich die ersten Schritte auf der Rückseite der Verpackung: Ich steckte das Board ans Netzwerk. Als nächstes hätte ich ein tolles Tool von der CD ausführen sollen (Anmerkung: Ich hab am Laptop kein CD Laufwerk mehr -.-), welche mir die IP des Boards anzeigen sollte. Doch das können wir auch selbst – sogleich lief nmap und zeigte mir alle Rechner im Netzwerk mit einem offenen Port 80. Ich surfte das Board über den Browser (wie in der Anleitung beschrieben) an, und schaute mir einige der Demos an.
Es war schon erstaunlich, was man mit einem solchen kleinen Gerät anstellen kann. Beispielweise kann man es als Maus, die sich über den Steuerknüppel steuern lässt, nutzen. Die Neugier, wie man denn den einige hundert MhZ Prozessor programmiert, stieg an.
Windows only
Nachdem ich mir ein Image der beigelegten CD aus dem Internet heruntergeladen und entpackt habe, staunte ich nicht schlecht, als dort die Software nur auf Windows ausgelegt war. Man fand einige .exe-Dateien, aber nichts, was auf Linux Binarys oder Sources hindeuten könnte.
Nach ein wenig googlen wusste ich, dass sich die Quelltexte auch mit dem gcc für den Prozessor übersetzen ließen. Vielleicht doch ein Lichtblick? Bevor ich mich nun an die Cross-Kompilierung des gcc machte, wollte ich erstmal nach einigen Quelltexten suchen, damit ich einen Überblick über die Programmierung bekomme. Leider fand ich keine brauchbaren Beispiel-Sources bzw. HowTos, um irgendeinen Einstieg zu bekommen.
Na gut, dann schauen wir nochmal auf die Verpackung. Dort stand, dass man mit der HEW (high performance embedded workshop) IDE programmieren könnte. Darin sollte es auch Beispiel-Sources geben. Die Suchmaschine führte mich auf die Herstellerwebseite, auf der man sich die 60-Tage Testversion der IDE herunterladen konnte. ABER: Natürlich nur für Windows.
Fazit:
Etwas entnervt und vor allem enttäuscht habe das Board ein Stückchen zur Seite gelegt. Einerseits könnte ich meine virtuelle Maschine starten. Andererseits sehe ich jedoch nicht ein, wieso ich für ein Mikrocontroller Board, welches auf dem LinuxTag verlost wird, und man davon ausgehen kann, das die Person wahrscheinlich ein Linux nutzen wird, ein Windows Betriebssystem aufzwingen möchte.
Ich bin dem Renesas RPBRX62N nicht total abgeneigt und werde bei Zeiten ggf. doch meine VM mal anschmeißen, trotzdem ist sowas für mich unverständlich. Falls jemand mir irgendwelche Informationen zur Nutzung des Boards unter Linux liefern kann, würde ich mich darüber sehr freuen. In der Zwischenzeit helfe ich meinem Kumpel (s)ein kleines Projekt umzusetzen.
PS: „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“ – Dieser Spruch ist mir durchaus bekannt, trotzdem ist die jetzige Situation doof :(
~ Sebastian